Gute italienische Gastlichkeit direkt am See.
Sterne, die kann man nicht kaufen. Sie kommen, wenn man Glück hat und immer weiter das Beste gibt. Und so überkommt jedes Jahr im Herbst viele Köche im Land das große Zittern. Denn dann kommen die neuen Restaurantführer auf den Markt und in den Wochen vorher wird viel spekuliert, getratscht und gelästert- wen erwischt es diesmal und wer darf sich freuen. Noch freuen. Denn wenn man in der Küche schwächelt und Pech hat, gehen die begehrten Sterne wieder, die man sich zuvor hart erkämpft hat. Denn noch immer sind die Sterne, die der französische Hotel und Restaurantführer »Michelin« auch in Deutschland verleiht, die größte Ehre für den Koch. Nur neun deutsche Restaurants haben 3 ***Sterne, 15 zwei ** und 184 Restaurants bekommen einen Stern. Das ist nicht viel bei ca. 180000 Gastronomiebetrieben die es in Deutschland gibt. In Storkow auf Schloss Hubertus Höhe hat Küchenchef Torsten Voigt sich in seinem Restaurant »Windspiel« den fast einzigen * in Brandenburg erkocht. Nur im Burger »Siebzehnfuffzich«, wo Küchenchef Oliver Heilmeyer ebenfalls ein Restaurant mit 1 * betreibt, kocht bei uns im Lande die Konkurrenz.
In Frankfurt sind wir davon weit weg. Von Frankreich wie auch von den Sternen. Aber egal wie man es nimmt, mit Trostpflastern für Gäste, die gern mit etwas Anspruch essen gehen, können auch wir in unserer Gegend schon dienen. Zum Beispiel eröffnete in Müllrose die »Villa del Lago«. Am Strand gelegen, mit einem schönen Blick auf den Haussee.
Innen extravagant mit weißem, zu einer Villa passendem, Interieur, außen mit Terrasse und einem abgetrennten(!) Imbiss- und Eisbereich für die Badegäste. Der Chèfe Ricky, hat mit Koch Giovanni und dessen Kreationen ein authentisches Stück Bella Italia an den »Lago di Müllrose« gebracht und irgendwie scheint man hier auch darauf gewartet zu haben. Ein Restaurant am See lässt Urlaubserinnerungen wach werden und es sind allerhand Gäste im Lokal um endlich ein schönes Essen mit »Seeblickatmosphäre« zu genießen.
Dolce Vita und Gaumenfreuden, wer träumt nicht davon? Die Lösung in der »Villa del Lago« dafür: Man nehme stets frische Zutaten von tadelloser Qualität, Kreativität und den Anspruch seinen Gästen auch wirklich etwas Besonderes servieren zu wollen.
Ein Rezept dass der ambitionierte Küchenchef des Ristorante »Villa del Lago« gekonnt umsetzt und der Service behandelt auch Speisen und Weine wie ein wertvolles Gut.
Unterstützt wird der Küchenchef Giovanni, der immerhin 37 Hauptgerichte (ohne Vorspeise, Pizza und Dessert gerechnet) anbietet, im Service von 3 Kollegen. Uns jedoch bediente der Chef persönlich, der aber zu keiner Zeit ein Problem damit hat, auch seine andere Kundschaft zu bedienen, wenn der Andrang der Gäste es erforderlich macht.
Ich nehme mir die Speisenkarte vor und bestelle: »Zuppa di Pesce« (Fischsuppe), »Orata alla Griglia« (Dorade vom Grill) . Mein Tischnachbar, unser »Lokal«-Redakteur Bernhard, bestellt sich ein Carpaccio vom Rind und »Filetto D`Agnello alla Griglia« (Lammfilet vom Grill in Balsamico-Rotweinsoße).
Während wir auf das Essen warten blättere ich in der Karte und plaudere ich ein wenig mit dem Chèfe und Bernhard. Thema: Lamm und Preise. Ich finde mit 15 Euro die Lammkoteletts nicht billig aber für unsere Kilo-Preise für frisches Lamm, beim Türken in Berlin, angemessen. Noch im vorigen Jahr habe ich auf Corfu 1 Kilo Lammkoteletts für 8 Euro verspeist. In 2006 als ich auf dem griechischen Festland, in Athen und auf dem Peloponnes war, konnte man das Kilo Lammkoteletts für 6 Euro wegputzen und ein Abendessen mit einem Salat für 2 Personen, 1 riesiges Kotelett mit Stiehl und 1 Kilo Lammkoteletts, Dessert und 1,5 L Hauswein kam so um 18,00 Euro.
»Sic transit gloria mundi!« wie der Lateiner sagt: So vergeht der Ruhm der Welt!
Weil, das dürfte alles vorbei sein, denn die Griechen müssen nun gemeinsam mit uns deutschen Steuerzahlern und -Urlaubern, die Zeche bezahlen, welche die klugen EU-Politiker und die Banken uns eingebrockt haben. Erst mussten die Griechen unbedingt, «aus politischen Gründen«, in die Währungsunion obwohl sie die Kriterien nie und nimmer erfüllten und dann haben die Banken in ihrer Raffgier ohne Ende Geld nach Griechenland verliehen.
Nein ein Grieche ist er nicht der Chèfe sondern Italiener.
Aber das Wichtigste ist: Auch der Koch ist Italiener. Und das bekommen die Gäste hoffentlich auch zu schmecken. Denn Thüringer sein heißt ja auch noch nicht zwingend Klöße kochen können.
Wir nippen an unseren Weinen: Berhard hat einen hervorragenden Montepulciano OPIS, eine Rotwein aus den Abruzzen (Region Chieti), der mit einem leuchtenden Granat-Rot daherkommt, mit einer geschmeidigen Reife einfach überzeugt. (0,75L für 34,50€). Aus der vorbildlichen Weinkarte, die keine Wünsche offen lässt, bestellte ich mir zum Fisch einen wunderbaren eleganten, feinen Gavi aus dem Piemont.
»Lassen Sie es sich schmecken« so der Chef. Ich lasse mich nicht lange bitten und genieße eine schöne Fischsuppe. Manche sagen ja Meeresfrüchtetopf, ich halte davon aber nur wenig, was keiner wissen kann: Ich esse Tintenfisch und Co. nicht unbedingt gern. Auch Paella ging ich in Spanien immer aus dem Weg. In Villabajo wie in Villarieba. In »Villa Lago« habe ich sie wenigstens probiert: Die Fischsuppe war sehr pikant zubereitet. Wunderbarer Geschmack, super Hintergrund aber eben Meeresfrüchte. Für den der sie mag: Top.
Als der Chèfe meine Dorade serviert staune ich nicht schlecht: Man sieht heutzutage selten das handwerkliche Können der Chefs. Ricky tranchiert meine Dorade fachgerecht und schnell als wenn er das ständig macht. Und ich genieße meine knusprige Dorade, mit Kartoffelspalten und Rosmarin, die für meinen Geschmack 3 Minuten zu lange auf dem Grill war.
Es gibt von Region zu Region in ganz Italien nicht nur unterschiedliche Weine sondern auch unterschiedliche Rezepte. So erlebt man eben immer wieder eine Überraschung.
Bernhards Carpaccio (9,50 €) mit frischem Rinderfilet auf Ruccola mit Hartkäse war wirklich lecker und ich kann es Ihnen nur empfehlen. Das Lammfilet mit der wunderbaren Soße war solide gegrillt und der sagenhafte Rotwein machte alles zu einem Erlebnis auf der Zunge.
Fazit
Insgesamt solide. Die »Villa del Lago« eignet sich vorzüglich zum schick Essengehen oder einer kleinen »Spritztour« zu einem schönen Essen außerhalb ab 12.00 Mittag.
Es die Ess-Klasse für alle Altersmodelle mit etwas Anspruch an Gastronomie-Kultur und hat eine schöne edle und intime Atmosphäre zum Speisen und unterhalten. Das Preis-Leistungs-verhältnis ist in Küche und Keller abgestimmt und durchweg akzeptabel.
Die Weinkarte in der »Villa del Lago«, mit immerhin 64 Weinen, darunter viele italienische Spitzenweine des normalen und gehobenen Preissegments, ist für mich in FF ohne Konkurrenz. Ich finde je größer die Wein- und je kleiner die Speisenkarte eines Restaurants ist, desto besser! Es lässt sofort auf gastronomischen Sachverstand und auf Qualitätsprodukte schließen. Speisenkarten mit hundertzwanzig Hauptgerichten machen einem ja Angst, denn was kann davon wohl frisch sein? Diese Weinkarte der »Villa del Lago« und das Konzept des Restaurants sind durchdacht abgestimmt. Nicht ganz billig für uns Gäste, aber wie predigte »TV – Kochshow - Altmeister« Alfred Biolek immer: »….also wenn man etwas Gutes haben will, dann sollte man auch keinen Wein unter 25 Euro kaufen!«
Salute!
Michael Dittrich (Oktober 2011)