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Alte Schule in Reichenwalde

 
Alte Schule in Reichenwalde
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Adresse

Kolpiner Str. 2

15526 Reichenwalde

Telefon

033631 / 5 94 64

Öffnungszeiten

Montag

12–1430, ab 18°° Uhr

Dienstag

Ruhetag

Mittwoch

12–1430, ab 18°° Uhr

Donnerstag

12–1430, ab 18°° Uhr

Freitag

12–1430, ab 18°° Uhr

Samstag

12–1430, ab 18°° Uhr

Sonntag

ab 12°° Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Landgasthof der Spitzenklasse

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

Einen so wundervollen Herbsttag, den kann man nur mit einem guten Essen krönen, dachte ich mir und wählte deshalb ein besonderes Restaurant in Ausflugsnähe zum »Topfgucken« aus.
Nach 30 Minuten Autofahrt war die »Alte Schule » in Reichenwalde erreicht und Bernhard unser Lokalredakteur und ich saßen auf der sonnigen, von buntem Herbstlaub umrankten Terrasse des Restaurants. Der Service brachte uns die im Stil eines alten Klassenbuches gehaltene Speisenkarte und schon auf den ersten Blick wurden meine Erwartungen befriedigt. Es war klar: Ein Küchenchef wie Marco Giedow, (2011 Brandenburgs Meisterkoch), trifft mit seiner feinen Landküche genau in die lukullische Marktlücke unserer Gegend. Denn neue Interpretationen altbekannter und lokaler Küche sind es, die unserem Gaumen in der »Altenb Schule« schmeicheln wollen und die uns die Auswahl, durch ihren verführerischen Anschein, nicht gerade leicht machen.
Ich wähle als Vorspeise den »Kalbsrücken mit gebackenen Kopf, Schnippelbohnen und Zitronensenf«, als Zwischengang muss es unbedingt die »Blutwurst von der »Blutwurstmanufaktur - Neukölln« mit Kartoffel-Senfstampf, Rahmensauerkraut und Äpfeln« sein und als Hauptgang wird eine Brandenburger Ente mit Pilzroulade, confiertem Rotkraut und Brokkoli meinem Appetit besänftigen.
Redakteur Bernhard Sobanski, der von meinem spontanen Einfall nach Reichenwalde zu fahren und dort zu speisen, völlig überrascht war, hatte er ja bereits zu Hause gespeist. Aber er hält nicht stand und ihm gefällt das »Uckermärker Rind mit Walnussknödel, Mangold und Marsalasoße« und er lässt sich prompt verführen. Wir bestellen uns einen Pfälzer Rotwein und lassen in Erwartung auf einen lukullischen Genuss die Seele baumeln.

Herrlich zart der Kalbsrücken, auf der Zunge wie zerschmelzend. Die Bohnen und das Kopffleisch zusammen mit dem Zitronensenf lassen eine mediterrane Note an einem herantreten.
Keine Frage dass die Blutwurst im Zwischengang von einer ausgezeichneten Feinheit im Geschmack war und hübsch kross gebraten mit dem Pfälzer Wein genau ins schwarze traf.
Ich hatte vor ein paar Jahren in Martin Baudrexels »Rubico« in München schon einmal das Vergnügen Blutwurst so zu genießen und auch das »Historische Eck« in Regensburg lockte bis vor 2 Jahren mit solchen treffsicheren Kreationen. Küchenchef Giedow in Reichenow jedoch, kann alles durch seine Interpretation und die direkte, lokale Deutlichkeit noch einmal toppen.
Der Hauptgang offenbart sich schon durch den Biss in einen der drapierten Buchenpilze. Der sanft gegarte Rotkohl war Bestandteil einer Komposition, deren Finale der kross gebratene Entenbruststreifen darstellte.
Fast erübrigt es sich zu betonen dass das »Uckermärkische Rind« auf dem Redaktionsteller, wie man so sagt, auf den Punkt zubereitet war. Alles in allem wie nicht anders zu erwarten. Und dennoch, wenn man es genießt, ist alles wieder nach oben offen, dann siegt Küchenchef Giedow immer wieder neu über alle lukullischen Vorstellungen, die von der Optik des Gerichtes auf dem Teller ausgehen.

Personalfotos sind dieses Mal leider Mangelware: »Andere melden sich an!« - Mag sein, mir ist aber der laufende Betrieb für eine Restaurantkritik lieber. (Der Chef fühlte sich von meiner spontanen Idee über sein Restaurant zu schreiben und zu fotografieren wohl etwas überfahren).»Das können die Leute, die Ihre Zeitung lesen, wie alles andere auch im Internet nachlesen. Auf unserer Homepage.«
Dont take photos! Das erinnert mich an einen Kritiker Beitrag im der letzten Ausgabe des »Feinschmecker«, auf S. 133, über das New Yorker Restaurant »Chef`s Table at Brooklynfare«, dort sind nämlich Fotos und Notizen verboten. Und doch findet es zum Beispiel der »Michelin« dort ganz toll. Und von daher sagen auch in der »Alten Schule« die 14 von 19,5 Punkten, im Gourmet Führer »Gault Millaut« nur etwas über die hervorragende Küche und den vorzüglichen Wein aus. Und sollten von daher nicht gleich zur herablassenden Diktatur der Verwaltung führen. Ich denke mir: Cool bleiben ist alles, denn unsere »Essen-Bilder« haben wir ja ohnehin schon »im Kasten«. Der Rest ist für mich ein Zitat von Oskar Wilde: »Nach einem trefflichen Essen ist man geneigt, allen zu verzeihen, sogar den eigenen Verwandten.«

Fazit

Eine sehr ambitionierte Adresse mit exzellenter Küche, so wie man es sich wünscht. So gut habe ich bisher nur in wenigen Restaurants diese spezifischen Interpretationen auf dem Teller gehabt. Weltläufige Eleganz mit Bodenhaftung. Perfekt! Das Preis-Leistungsverhältnis steht in einem wunderbaren Übereinklang, denn die Qualität der angebotenen Produkte ist ausgezeichnet. Bekannte und lokale Gerichte neu zu interpretieren und mit dem Zeitgeist gestylt und gewürzt auf den Teller zu bringen, das wünsche ich mir für viele Restaurants in unserer Gegend.

Michael Dittrich (November 2012)