Das Steakhaus Frankfurts in der Magistrale.
Was drauf steht ist nicht drin-Maultaschen als Fastenbrecher
Karneval mit Verkleiden stellte immer schon auch eine Herausforderung für die Freunde des närrischen Treibens dar und ebenso die folgende Fastenzeit(kath.), bzw. die Passionszeit(ev.), in der es vom Aschermittwoch bis Ostersamstag heißt: Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte, Wein und Eier.
Was? Um Gottes Willen. Genauso haben unsere Vorfahren schon im Mittelalter gedacht und flux eine Lösung für das Problem gefunden: Die Maultaschen. Zugegeben verkleiden war gerade zu Fasching keine neue Idee, aber die Maultaschen waren dennoch eine grandiose Erfindung, denn man konnte vor der Obrigkeit das zur Fastenzeit verbotene Fleisch darin verstecken und so das Fasten umgehen. Kommt uns bekannt vor oder?
Pferd oder doch lieber ein Schnellgericht?
»Das waren noch Zeiten!« werden jetzt viele sagen. Aber halt. Auch in unserer Gesellschaft gib es Innovationen! Während man damals die Kirche noch im Dorf ließ. Stand später, in den 80`ern, schon ein Pferd auf dem Flur und seit wer weis wie lange schon, macht sich das Pferd nun, als Rind getarnt, auf unseren Tellern bequem. In Lasagne und überall da wo man es nicht vermutet. Ein Skandal, der zur grenzenlosen Freiheit gehört? Aber wie sollen wir noch kontrollieren was wir essen, wenn überall das Pferd lauert?
Übrigens sollten Sie demnächst Briefmarken auf der Pizza finden, ganz klar, dann kann es sich nur um eine versehentliche Verarbeitung von Steckenpferd handeln. Unsere Kontrolleure haben keine Macht das zu verhindern und die Verursacherfirmen dürfen nicht(!) genannt werden. Ich vermute lediglich der Fund einer Hitlermarke auf der Pizza, würde Rufe nach einer schnellen Gesetzesänderung bewirken.
Aber ehe ich mich jetzt weiter vergaloppiere, zurück zum Thema.
Fleisch oder Fisch? Elch oder Ente?
Fastenbrechen. Ich dachte mir, was bietet sich da besser an, als den »Hort des Bösen in Town«, das Steakhouse »Holzfäller« aufzusuchen. Eines vorweg, lassen Sie sich vom der Rustikalität des Namens nicht täuschen. Auch hier gilt: Was drauf steht ist nicht drin: Allerdings im positiven Sinn, denn anstatt eines ungehobelten Waldarbeiters, empfangen sie im Lokal, die charmanten und umsichtigen Mitarbeiterinnen Sandra Hinze und Angela Kampioni vom Service. Innen gibt es was zu einem richtigen Steakhouse dazugehört: Authentisches rustikales Ambiente, Steakpräsentation und natürlich richtig portionierte Steaks und eine ganz gute Weinauswahl.
Bernhard Sobanski und seine Frau Sarina nehmen mit mir am Tisch Platz und Sandra bringt schnell die übliche Steakhousekarte an den Tisch.
Ein Blick verrät die Klassiker der offenen Steakhouseküche aber auch Fischgerichte und Pasta werden angeboten. Ein Entgegenkommen an die Gäste die kein Fleisch mögen?
Spätzlepfanne und Putensteaks? Lehnt sich Chef Maik Drews nicht zu weit raus?
Zuviel Belastung für ein Haus das sich Fleisch auf seine Fahnen geschrieben hat, diskutieren wir am Tisch. Wer geht schon während der Fastenzeit ins Steakhouse Lachsteak essen und Schorle trinken?
Aber etwas Internetrecherche zeigt mir zwei tage später, dass man im Steakhouse Lachs auf Tagliatelle bestellte, Ente mit Klößen, Kalbsschnitzel usw. Und das in einer Stadt in der es nur ein einziges Steakhouse gibt.
Spricht das dafür, dass FF kulinarisch zu wenig Klasse zu bieten hat und man nur auf das Steakhouse als Qualitätsträger vertraut?
Die Zweitkarte des »Holzfällers« offeriert noch einmal Steaks in Varianten aus aller Herren Ländern und Erdteilen. Elch, Krokodil, Strauß und Springbock, Ibrico-Schwein und Mastpoularde. Aber kein rumänisches Pferd.
Wir blieben trotz des vielfältigen Angebotes konservativ. Für mich: 1. Gang Ochsenschwanzsuppe und dann ein 200g Rib-Eye-Steak aus Argentinien.
Lammfilet für Bernhard unseren Lokalredakteur und Sarina bestellte für sich den gebackenen Lammlachs. Dazu passte für alle ein Chilenischer Syrah.
Medium oder Rare?
Kommen wir nun aber zum Wichtigsten, warum man ein Steakhaus besucht: Das Fleisch.
Im »Holzfäller« war es auch diesmal wieder, wie schon bei meinem letzten besuch, vor 5 Jahren, ein Genuss. Perfekt auf den Punkt gegart, bei mir das 200 Gramm Rib Eye Medium, bei Bernhard das Lammfilet. Die Qualität des Fleisches ist relativ hochwertig und man sucht diese in anderen Restaurants, in denen oftmals mindere Huftsteaks angeboten werden vergebens. Im »Holzfäller« ist für jeden Fleischgeschmack etwas dabei von Rumsteaks über dem grandiosen Rib-Eye-Steak bis hin zu den perfekten Lammgerichten. Die sechs Garstufen (Blue, Rare, Medium Rare, Medium, Medium Well, Well done) werden immer in Perfektion eingehalten. Man merkt förmlich, dass die Küchencrew, Eric Eckstein, Jens Dietrich und Gordon Baumert mit sehr viel Liebe und Sachverstand das Fleisch zubereitet.
Fazit
Reservierung ist hier angebracht, da dieses Restaurant über Jahre in FF schon lange kein Geheimtipp mehr ist und fast an jedem Abend über Stunden sehr gut gefüllt ist.
Die Bestellungen werden freundlich und zügig aufgenommen, die Getränke sind ebenso schnell da. Die Weinkarte ist etwas mehr als »basic« und sie könnte ein wenig mehr an trockenen Rotweinen im gehobenen Segment, auch als offene Weine, aufweisen. Abzug gibt es für die Verwendung von Fertigdressings für die Salate und die Creme-Sour für die Backkartoffel, sowie für das geschmacklose, neben der Backkartoffel völlig übrige dunkle »Holzfäller-Brot«.
Die Preise sind absolut akzeptabel und wenn man sich rechts im hinteren Lokalteil vom Laminat trennen könnte und einen Läufer oder einen anderen Teppichbelag installierte, dann würde ich auch wieder an diesem Tisch Platz nehmen.
Michael Dittrich (März 2013)