Restaurants haben es in Frankfurter Innenstadt schwer, sie müssen den Rückgang der einheimischen Bevölkerung, Kaufkraftverluste der Gäste und das wenig attraktive Nachtleben in FF kompensieren. Das gelingt nicht nur mit 0815 Mittagstisch und einer üblichen Gaststättenatmosphäre. Die Standards für ein Restaurant sind schon allein vom Interieur her durch die Medien heute höher gehängt und zugleich sind die Vorgaben an die Küche-»frisch und preiswert« nicht einfach zu erfüllen. Zu viele Faktoren wie Lage, Miete, Energie- und Personalkosten spielen dabei oft eine entscheidende Rolle.
Das schick umgebaute und restaurierte Lokal aus DDR-Zeit, schmiegt sich an den Eingang der Großen Scharrnstraße, an der Ecke zum »Rat-Haus« und mit Blick auf den einstigen Große-Scharrn-Straßen-Boulevard, der früher mit Lokalen und Freisitzen lockte und der heute, mit Sicherheit auch durch die zu hohen Gewerbe-Mieten, zu einem Durchgangsweg verkommen ist.
Das »Ratseck« liegt im Erdgeschoß und auf den ersten Blick könnte man meinen, Rach oder Rosin waren mit Vorschlägen am Umbau beteiligt. Super: Kein Kitsch, keine Schnörkel!
Klare Fronten, klare Linie auch mit Lounge-Feeling, das die verschiedensten Platzierungswünsche der Gäste bis zur Sitzecke erfüllt. Wohltuender Weise hängen keine historischen oder Landschaftsbilder an den Wänden, sondern eine erfrischende Retrotapete. Wohlfühlen und Kommunikation sind so im Vorfeld eines Aufenthaltes bestens gesichert.
Chefin Angela Plache hat den Service im Griff und freundlichen Team des »Ratseck gehören noch zum Ehemann Frank-Peter und Küchenchef Andrzej Bonawenturski, als ich gegen 18 Uhr mit meiner Frau zum Dinner gehe.
Ein Blick in die Speisenkarte verrät mir, dass hier keine Experimente und Übertreibungen stattfinden, sondern das Angebot besteht aus einer guten, teilweise ambitionierten Hausmannskost und Schmankerln aus der polnischen Küche.
Ich wähle das »Ratseck-Schnitzel«(9,90), die Piroggen mit Fleischfüllung (7,90) und Dorothea wählte das »Würzfleisch« (3,80) und den »Ratseck-Salat« mit Hähnchenbruststreifen (7,90) und dazu einen trockenen »Pfälzer« Weissen.
Küchenchef Andrzej waltet seines Amtes und ich stelle fest: Keine TK-Schnitzel, frisch geklopft und paniert in die Pfanne!
»Wir kochen alles was möglich ist, frisch.« Sagt Chef Frank-Peter Plache. Und das schmeckt man auch. Ich bin ganz bestimmt kein Gastro-Schnitzelfan. Schnitzel esse ich, wenn überhaupt, nur zu Hause und dann selbstgemacht. Aber das, was ich hier vermutete hat sich erfüllt. Ein Schnitzel der anderen Art lag auf meinem Teller und es schmeckte mir ausgezeichnet. Top gebraten und mit Paprika, Zwiebeln und Champignons belegt, war es eine feine Sache. Endlich auch mal was Neues in der Schnitzelkategorie.
Die Piroggen waren ebenso top, stellen absolut eine volle Mahlzeit dar und waren nicht zu scharf oder etwa mit zu viel Knoblauch behaftet.
Das Würzfleisch hat meiner Tischnachbarin gut geschmeckt und vom Dressing des Salats, mit den Pistazienkernen und Hähnchenbruststreifen war sie begeistert.
Insgesamt ist die Karte des »Ratseck« gut aufgestellt und mit einem akzeptablen Preis- Leistungsverhältnis ausgestattet. Mit der überschaubaren Anzahl von Gerichten in der Karte ist Frische hier garantiert! Angenehm auch die Pfälzer Weine, deren Auswahl sicher mit steigenden Gästezahlen noch zunimmt.

Fazit

Handwerklich gut gemachte Hausmann-Küche mit Ambitionen. Schöne Idee auch die polnische Küche mit Schmankerln zu präsentieren, kam bei uns gut an. Und was liegt auch näher wenn man einen polnischen Koch hat, als dessen Können auch auszunutzen.
Uns hat das neue Konzept des Ratseck überzeugt. Und die coole Ausstattung dürfte jetzt absolut auch der Kundschaft unter 60 super gefallen.

Michael Dittrich (März 2012)