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Ramzes im Hotel EURO KALISKI, Slubice

 
Ramzes im Hotel EURO KALISKI, Slubice
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Adresse

ul. Jednosci Robotniczej 13

69-100 Slubice, Polen

Telefon

+48 (95) 758-37-35

Öffnungszeiten

Montag

11–23 Uhr

Dienstag

11–23 Uhr

Mittwoch

11–23 Uhr

Donnerstag

11–23 Uhr

Freitag

11–24 Uhr

Samstag

11–24 Uhr

Sonntag

11–23 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Hotelrestaurant mit etwas irreführendem Namen. Nicht ägyptische oder arabische Speisen stehen auf der Karte, sondern typisch polnische Speisen, Pizza und Steaks. Beliebt bei deutschen Einkaufstouristen.

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

Heute: Arabischer Frühling im Restaurant »Ramses« ?
Und immer wieder ………
An erster Stelle sollte ja nun der gewohnte Aprilscherz kommen, dem die lokale Presse und natürlich auch die Kneipenzeitung ja in gewohnter Weise verpflichtet sind. Aber das Lachen kann einem im derzeitigen Krisendasein ja vergehen. Zumal die Eurokrise sich immer deutlicher niederschlägt und die Eigentumsdelikte durch Polen und Täter aus EU-Anrainerstaaten rabiat zu nehmen. Das allerschlimmste aber steht uns ja nun nach der Konferenz der EU-Finanzminister noch bevor: Die Einführung des Zloty als EU-Leitwährung. Man möchte fast glauben dass sich die Polen neben unseren Autos jetzt auch noch die Währung unterden Nagel gerissen haben und dass das nur gemeinsam mit den deutschen Rock & Roll (Merkel und Schäuble), aus political correctness möglich werden konnte. Aber so ist es leider nicht. Denn es stimmten ja alle, bis auf Großbritannien, dafür, dass der stabile Zloty den Euro ab 2015 ersetzen soll.
Das bedeutet aber auch zugleich das Aus für billig Essen jenseits der Oder und billig tanken findet dann diesseits der Oder statt. Polen werden unsere preiswerteren deutschen Restaurants überrennen und der Benzinpreis wird bei uns auf 4,40 Zl (1,36 €) festgeschrieben, wie auf Zypern, wo ich während meines letzten Aufenthaltes 2012, keine Preissteigerung innerhalb von 3 Wochen feststellen konnte.
Gut möglich dass das alles in Wahrheit mit dieser Zypernkrise zu tun hat und dass die EU durch den Zloty als Leitwährung den Russen mit ihren Euroreserven eines auswischen will.
Wie auch immer, wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Sterne im Dunkel ?
Nun hat Polen auch noch seinen ersten Sternekoch. Das bedeutet aber nicht das Polen kein lukullisches Krisengebiet mehr ist. Aber es ist ebenso ein Grund, wie noch einmal vor den zu erwartenden Preiserhöhungen, nach dem Wechsel der Leitwährung, Ihnen liebe Leser ein polnisches Lokal vorzustellen. Also fuhr ich mit meinem Redakteur Bernhard Sobanski nach Slubice. Es sollte das »Portofino« sein, das neu renoviert und mit einer nagelneuen »Frische - Karte« seine Gäste erwartet. Leider durch mein Versehen, ging es schief, die Renovierung wird erst nach Redaktionsschluss am Gründonnerstag beendet. Dann fahren wir in das neue holzverkleidete Lokal gegenüber Netto. Gesagt, getan: Alles Holz, wie auf einer Schmugglerbaude in der Tatra. Wer`s mag……. Nur für uns war es keinen Besuch wert. Ich hätte Ihnen berichten können wie ein TK-Schnitzel schmeckt oder wie ein aufgewärmtes Konvinienz-Eisbein warm gehalten wird. Also raus und weg. Was bleibt? Ein erneuter Besuch im »Ramses«, in dem ich vor 3 Jahren schon mal »durchhielt«.

Arabischer Frühling mit Schwein oder doch lieber ein koscheres Gericht?
Alles, nur nicht dem Namen verpflichtet und auch nicht gemütlich, lässt das Ramses seine Besucher zwischen den Bistrotischen und Stühlen und Garderobenständern hindurch drängeln, um endlich in einer Ecke Platz zu finden. So war es bei meinem ersten Besuch und genauso ist es immer noch. Irgendwie hat das Ramses dadurch den Charme eines DDR-Mitropa Restaurants bewahrt.
Von der flinken Bedienung, die sofort, für uns mit der Karte zur Stelle ist, schrieb ich damals schon nur gutes und auch das hat sich, (zum Glück) nicht verändert.
Ebenso am Inhalt, immer noch zähle ich über 100 Gerichte und ich sage:«Was soll man da noch sagen.«
»Die Preise passen sich auch immer mehr an« sagte Bernhard damals wie heute und wir sind in einer Situation, die uns keine Freude macht.
Aber die Karte hat sich inhaltlich verändert!
Nicht generell aber doch sachlich. Und dass auf der Karte im Ramses koschere Produkte zu finden sind verwundert genauso wenig wie die Gerichte mit Schweinefleisch. Denn obwohl das Schwein meist verpönt war, da es als unrein galt, schlachtete man es im alten Ägypten, bei Mondfesten (Vollmond) und brachte es den Mondgöttern dar. Denn das Schwein war nicht nur der Feind der Sonne, sondern auch der Feind des Mondes. Ein Teil des Fleisches wurde zu diesen Gelegenheiten eben auch verzehrt.

600 g für wenig Geld……..
Ich wählen aber »Rinderlende« und zuvor eine »Arabische Brühe«, während Bernhard das Ochsenfilet bestellt. Freundlich und schnell bringt Hendryk alles an unserem Tisch.
Trugschluss. Von wegen 600 g. Denn natürlich gilt die Gesichtsangabe nicht für die Lende wie in einem deutschen Steakhaus. Die 600 g beziehen sich auf alles was auf dem Teller ist. Und davon sind die, ich schätze mal 150g Rinderlende allerdings das Wenigste. Wer aber auf Krautsalat steht, der kommt voll auf seine Kosten. Ich allerdings auch, durch die Brühe, die arabische. Diese Brühe stellt wirklich eine Überraschung dar: Nicht dass sie durch ihre orientalischen Gewürze duftet und schmeckt, weit gefehlt. Aber sie schmeckte.
Sie schmeckte so wie eine gekochte Brühe zu schmecken hat, wie ich es noch von früher aus dem Osten kenne. Ich erinnere mich noch an den Ratskeller in Ilmenau, während meiner Studentenzeit, wo es eine genauso wunderbare Brühe für 1,05 Mark gab. Aber dann die Rindelende. Sie war totgebraten, auch meine Schuld, denn ich hatte vergessen »medium« anzusagen. Allerdings hätte das auch nichts genützt, denn der Pole liebt sein Fleisch auf dem Teller nicht mehr lebend. Und so war auch Bernhards Ochse tot, auch wenn er glaubte im Schimmer der Tischbeleuchtung noch etwas rosa im Fleisch zu entdecken.

Fazit

Und Ramses sprach zu Tochter Isis: »Wir haben eine große Krisis…«
Kein arabischer Frühling. Aber eine prima »Arabische Brühe« mit Einlage.
Teils gute Hausmannskost, teils bemühte bürgerliche Küche, verarmt durch Fastfood-Einlagen und fehlende gastronomische Inspiration und Wissen. Während die Brühe solo einherkommt, liegt die fehlende Semmel auf dem Berg Pommes, der die Rinderlende mit seinem Kumpel, dem Krautsalat erschlägt. Essen gehen sieht für mich anders aus. So bietet das Ramses für mich nicht mehr als ein Arbeiterlokal nach Feierabend, wo man ein Bier trinkt und den gefräßigen Hunger stillt.

Michael Dittrich (April 2013)