Fischlokal in Brieskow Finkenherd. Von Oktober bis April verkürzte Öffnungszeiten.
Bis zum Dioxin-Skandal aß jeder Deutsche 88 Kg. Fleisch pro Jahr. Sicher, es war nicht nur Kobe-Rind was auf unseren Tellern landete. Wir aßen Gammelfleisch und Formfleischteile, aber wir aßen mit Genuss. Auch die dazu gereichte kleine Beilage aus genmodifizierten Tomaten und Eisbergsalat, die von Ostern bis Weihnachten nicht vergammelte. Was für ein Fortschritt! Und jetzt, wo die Regierung bekanntgab dass wir die Krise gemeistert haben, besser als jedes andere Land (was denn sonst!), da wird auch deutlich warum das so ist.
Wir gehen unseren eigenen Weg: Dioxin in die Nahrungsmitteln und Nahrungsmittel in den Tank. Alles dahin wo es hingehört? Nicht ganz. Denn es wird gewarnt, dass die Motoren verschiedener Automarken den Lebensmittel-Sprit nicht überleben. Das sollte uns bedenklich stimmen. Oder? Schade nur, dass man aus Dioxin keinen Kraftstoff herstellen kann. Denn dann dürften wir Dioxin natürlich nicht mehr essen sondern die Philanthropen der Wirtschaft, würden das Dioxin uns in den Tank füllen und wir könnten wieder unsere Nahrungsmittel, z.B. Brot essen. Denn Brotgetreide erzielt ja derzeit im Tank, eine höhere Rendite als die Subventionen für Getreide das zu Mehl gemahlen wird.
Alles klar? Alternativen sind gefragt oder? »Mantje Mantje Timpete-Butje, Butje in der See!«
Beim Fisch liegen wir Deutschen nur bei 16 Kg p.P. und Jahr. Zu wenig Dioxin und zu gesund ? So scheint es zumindest. Außer wir verspeisen den mit Antibiotika vollgepumpten Zuchtlachs aus Norwegen oder die Riesengarnelen aus Thailand. Wenn nicht, dann sieht es einigermaßen gut aus. Lieber Sushi? Denken Sie nicht mal daran. Erst führen die Japaner es in Deutschland ein und dann kümmern sie sich nicht mal um die Qualität. Aber Kobe-Rinder züchten! Aber Polen und Russen genießen ihren Fisch, Isländer und Dänen und die britischen Insulaner, die spachteln ihr »Fish & Chips« runter, als würden die Meere um ihre Küsten vor Fischen nur so wimmeln. Auch wir haben ja das Glück in einer Seen- und Fischereireichen Gegend zu leben. Aber Vorsicht! Der Räucheraal ist nicht minder belastet als ein Steak vom Holzkohlegrill. Sie ahnen bereits wohin der Topfgucker sich bewegt. In eines der beiden Fischrestaurants in unserer Frankfurter Umgegend, in Lebus war ich schon. Das bedeutet also auf nach Finkenheerd! Zum Restaurant »Fischer Schneider«.
Gleich an der Straße gelegen, für jedermann sichtbar, mit vielen Pflanzen im Wintergarten präsentiert Schneider sein Restaurant.
Bernhard unser Lokalredakteur und ich nehmen Platz. Fisch! Das ist es!
Silvia Kupfer im Service bringt die Karte. Sie ist etwas unsicher was die Kreation und Inhalte der Speisen anbelangt. Es wechselt so oft sagt sie. Ich sehe im »häufigen Wechsel« natürlich eher einen Vorteil für den Gast, auch wenn er fürs Personal mit gewissen Schwierigkeiten verbunden ist. Was sagen die Kochprofis auf Vox-TV immer: Das Personal muss das Essen als erste sehen und probieren. Der Service muss aussagefähig sein!
Die Karte ist vielversprechend, wie die Ansage von Silvia, dass es hier alles frisch auf den Teller kommt. Die Anzahl der Hauptgerichte bestätigt das wohltuend. Klar doch. Wir sind ja beim Fischer persönlich!
Willi`s Aalcremesuppe (3,50?), nach einem alten Familienrezept, soll es für mich sein und dann folgt der «Gebratene Aal« (13,50 ?). Bernhard bestellt das Zanderfilet auf Dillsoße (13,50).
Als begleitenden Wein wähle ich aus der nichtssagenden Weinkarte, den trockenen Weißwein
als ich nach einem Gespräch mit dem Service erfuhr dass es sich um einen Mosel-Riesling handelte. Auch die anderen Gerichte auf der Karte machen Appetit: Das »Rotauge« aus dem Schwarzen Luch.(9,50?) oder die »Brieskower Regenbogenforelle« (9,50?).
Wir sehen uns im Raum um. Es gibt eine Theke mit Frischfisch zum Verkauf, alles aus der eigenen Fischerei, bis auf den Meeresfisch versteht sich.
Zum Topfgucken komme ich diesmal leider nicht in die Küche, die Chefin, dem Fischer sin Fru, lehnt es aus Gründen der Hygienevorschriften ab. Mantje, mantje?.. Aber gut, das muss man respektieren.
Nach kurzer Wartezeit steht der »Gruß aus der Küche« auf dem Tisch: Zwei Baguettescheiben mit geräuchertem Fisch, wir sagen es war Forelle.
Dann wird die Aalcremesuppe aufgetragen. Nach Räucheraal duftend, mit einer super Optik .
Und mit einem hervorragendem Geschmack. Es wird auch deutlich dass etwas Fett dran sein muss an der Suppe, so wie hier. Es ist ja der natürliche Geschmacksträger.
Nicht ganz so ambitioniert kam der gebratene Aal daher. Die gebratenen Stücke lagen etwas hilflos neben der aus DDR-Zeiten stammenden Ansammlung von Salat am Tellerrand.
Zumal wir einen Salatteller zum Hauptgang bekommen hatten. Allerdings der Salat am Tellerrand schmeckte sehr gut und war frisch, passte ausgezeichnet zum Aal. Nur für die Optik wäre es besser gewesen ihn auf den Salatteller zu geben. Der Aal gebraten war innen nicht trocken und schmeckte sehr gut.
Positiv: Die Suppe waren eine echte Überraschung! Der frische Fich und ebenso die frischen selbstgeschälten Petersilienkartoffeln. So macht Essen gehen Freude!
Die Preise sind nicht niedrig aber moderat, wenn man die Frische der Produkte bedenkt.
Negativ: Die Weinkarte. Ein immer wieder vorkommender Mangel. Man tappt völlig im Dunkeln und dabei verbirgt sich hinter dem »Trockenen Weißwein« ein ausgezeichneter trockener Riesling von der Mosel. Das kann man doch reinschreiben!
Dazu kommt die Unkenntnis der Karte im Service. Das darf nicht passieren. Auch nicht in Finkenherd.
Fazit
Keine Sterneküche, kein umwerfendes Ambiente, leicht schwächelnder Service, aber frische und geschmacklich, in unserer Frankfurter Gegend, herausragende Küche.
Daher unbedingt zu empfehlen!
Wer in Lebus war, der muss auch nach Finkenheerd. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch in Booßen endlich mal ein Fischlokal. Zwei Fischer, die den frischen Fisch fischen, haben sich dort ja schon »vor einiger Zeit« angesiedelt.
Michael Dittrich (Februar 2011)