Nahe der Kreishauptstadt Seelow, im ehemaligen NVA-Waldstück von Diedersdorf gelegen, präsentiert sich das »Waldhotel« als ein *** Haus.
Auf der Website des Hotel lese ich:«Das Team um Chefkoch Axel Bonin hat sich mittlerer Weile einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Gelobt wird die Frische, das ländlich deftige und das ursprüngliche der Küche.«
Was immer das Ursprüngliche dieser Küche auch ist, ich fahre nach Diedersdorf und ich bin gespannt.
Im Restaurant, dass zu einem großen Teil aus einem angebauten Wintergarten besteht, sitzen einige Gäste. Eine Gesellschaft, 2 Ehepaare und einige Montagearbeiter in Berufskleidung, Feierabend und Essen im Quartier.
Mir scheint schon auf den ersten Blick dass das aus den 90`er Jahren stammende Interieur dringend ein Update benötigt. Und die geflieste Tanzfläche auf welcher mein Tisch steht hat so viel Wärme wie die Eingangshalle einer NVA-Kantine. Nichts ist von Gemütlichkeit oder Eleganz zu verspüren.
Anika Mertens vom Service, reist mich aus meinen Gedanken. Sehr nett, hübsch und flink begrüßt sie mich und bringt mir die Karte des Hotelrestaurants.
23 Gerichte stehen auf der Karte, dazu die Sommerkarte auf dem Tisch macht rund 30 Gerichte, die zur Auswahl stehen. Zuviel denke ich, wo wird da die Frische bleiben?
Um es kurz zu machen: Es gab keine Überraschungen. Keine ambitionierte Küche. Bonin setzt auf Gerichte, die es überall gibt. Frankfurt-Oderländer Mainstream eben. Aber wie ist es zubereitet?
Ich bestell mir eine Minestrone, die panierten Schweinemedaillons mit Kartoffelbällchen und Kaninchen mit Wein-Knoblauchsoße und Salzkartoffeln. Dazu einen Müller-Thurgau aus Baden.
Der Gruß aus der Küche kam, eine geschmacklich kräftiger Happen mit frischem Quark und Kräutern. Schmeckte mir gut machte Appetit.
Leider konnte man das von der »Minestrone« mit Persto als Vorsuppe, nicht sagen. Mir schmeckte sie wie Wasser mit Tiefkühlgemüse. Schade. Hätte doch diese italienische Gemüsesuppe etwas Sonne in diesen trüben Sommerabend bringen können.
Die panierten Schweine-Medaillons dagegen, die waren auf dem Punkt! Saftig und zart. Das habe ich selten so gut gegessen! Da hat sich Sabine Schulz, die sie zubereitet hat ein Lob verdient.
Auch der Kaninchenbraten war saftig und zart, trotz seiner Tiefkühlherkunft. Die Soße, auch wenn demonstrativ einige Knoblauchzehen am Teller lagen, war kein »must do«.
Leider sind die Salzkartoffeln auf die man sich als Gast freut ungenießbar. Die Zeit die Kartoffeln selbst und von Hand zu schälen, die sollte man sich in einer Küche mit dem im Internet angesagten Anspruch unbedingt nehmen.
Auch die Telleroptik lässt die Herkunft der Innovation aus DDR-Zeiten mit viel, vor allem Salat, auf dem Teller nicht im Verborgenen.

Negativ: Von der auf der Webseite versprochenen Frische war nichts zu entdecken. Möhren, die wie der Broccoli und das andere Gemüse in der Suppe, mitten im Sommer, einfach nach nichts schmecken, das ist einfach ein »no go«. Industriell geschälte Kartoffeln und ein zu viel und geschmackloser TK- Einsatz oder totgekochtes Gemüse, das lässt den Genuss gegen Null tendieren.

Positiv: Freundlicher Service, Preise, Top Schweinemedaillons.

Fazit

Wer keine hohen Ansprüche an Küche und Interieur stellt, mehr auf die Preise achtet, der ist mit einem Besuch im Restaurant des Waldhotes gut bedient.
Wenn man aber einen schicken Restaurantbesuch mit einem inspirierten Dinner plant, also etwas besonderes, einen schönen Abend verleben möchte, dann kann man sich den Weg bis nach Diedersdorf sparen.

Michael Dittrich (August 2011)