Hotelrestaurants haben es in der Regel schwer. Die Ortsansässigen lieben sie meist nicht. Da ist einmal die Angst vor der Hotelschwelle, die Steifheit des Personals - und zu teuer sind die meisten auch noch, so die Vorurteile. Das will ich genauer wissen und besuche wieder einmal eines der »zahlreichen« Frankfurter Innenstadt-Hotels mit einem Restaurant.
Das »Hotel zur Alten Oder«, das ist ein gestandenes Frankfurter Hotel mit Restaurant und Biergarten, am Ende oder am Anfang der Fischerstrasse gelegen. Neben dem »Park-Hotel« ist das »Hotel Zur Alten Oder« mit dem »Hotel Gallus«, eine der drei Hotel-Instanzen in Frankfurts Innenstadtbereich.
Anne Möckel, vom Service, begrüßt uns im Restaurant, das eine gemütliche, eine warme Atmosphäre ausstrahlt. Eine Bar mit dem Tresen, eine differenzierte Tischaufteilung und die Dekoration lassen Behaglichkeit aufkommen und verraten die Liebe zum Detail.
Ebenso die Karte. Vorspeisen, Brasserie, Geflügel und Wild, Fisch.
Insgesamt ist die Speisenkarte mit bürgerlicher Küche gut aufgestellt und mit einem akzeptablen Preis- Leistungsverhältnis ausgestattet. Ich vermisse aber die Highlights einer ambitionierten Hotelküche. Dominierend ist die Konvention, wie sie eben viele Gäste in unserer Gegend immer noch lieben. So fehlt natürlich auch die übliche »Pfanne« (»Herrenpfanne« für 14,50) und das ewige Hamburger Schnitzel nicht.
Ich wähle die Tagessuppe (3,50), eine Champignoncremesuppe und das gebratene Zanderfilet
auf sautierten Tomaten (13,20), mit holländischer Soße und Herzoginkartoffeln. Dazu habe ich mir von der charmanten Anne Möckel einen Weißburgunder aus Süddeutschland empfehlen lassen.
Hartmut Kohn, Chef und Besitzer im Hotel, tritt an unserem Tisch, begrüßt uns und fragt nach dem Rechten. Eine gute Gelegenheit mit dem vielbeschäftigten Hotelier ins Gespräch zu kommen. Ich erfahre: Seit 1995, fast 15 Jahre, ist das Haus unter seiner Leitung für die Gäste da. Das Restaurant, so erklärt er, öffnet ab 17.00 Uhr und es wird sehr oft zu Veranstal-tungen, auch im familiären Bereich, gebucht und genutzt und natürlich sorgen die steigenden Tourismuszahlen in FF auch für eine rege Nachfrage.
Hartmut Kohn muss es wissen. Der studierte Betriebswirt ist ein engagierter Unternehmer. Im Frankfurter Tourismusverein ist der Hotelier als stellvertretender Vorsitzender tätig und er ist als Kreisvorsitzender des DEHOGA (Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband), auch Mitglied im Tourismusausschuss der IHK.
Und last but not least, ist er Mitbegründer des Hotelstammtisches, zu dem sich in regelmäßigen Abständen 7 Hoteliers der Stadt treffen.
»Es bleibt wenig Freizeit, wenn man etwas erfolgreich bewegen will« so Kohn. Und auch jetzt entschuldigt er sich bei uns: Termine.
Es wird auch Zeit für uns, denn wir haben nun unseren Termin in der Hotelküche.
Küchenchefin im Hotel »Zur alten Oder« ist Christine Frisch und der Name scheint Programm zu sein. Meine Champignonsuppe, mit den frischen, halben Pilzen, die schmeckte ausgezeichnet.
»Alle Speisen werden selbstverständlich immer frisch gekocht und zubereitet«, sagt Frau Frisch als wir sie in der Küche besuchen. Nur die Sauce Hollandaise, die wird als Konvenienzprodukt geliefert und durch uns verfeinert.
Die Azubis im 3. Lehrjahr, Christopher, Erik und Mathias füllen mit der Chefin die kleine Küche fast aus. Dennoch läuft alles in der Regel bestens und stressfrei.
Christine Frisch erklärt mir dass der Zander, portioniert, auf der Hautseite, (in der richtig heißen Pfanne!) kross gebraten wird und die obere Seite von unten her bei verringerter Temperatur durchgart. So bleibt der Fisch wunderbar saftig und behält, da nicht von beiden Seiten eingefettet, seinen schönen Eigengeschmack. Auch das Mehlieren wird so überflüssig. Ich finde es immer schade wenn einem dieser mehlige Geschmack selbst in Sternerestaurants, bei erstklassigem Fisch, entgegentritt! Und gerade der Zander hat das ja absolut nicht nötig.
Die Sauce Hollandaise wurde mir separat serviert und ich hatte so die Möglichkeit den krossen Zander zu genießen ohne dass er in der Soße ertrunken wäre.
Der Wein passte wirklich gut zu meinem schmackhaften Zander und ich freute mich im Nachhinein dass vom Service eine Empfehlung ausgesprochen wurde. Das kommt so nicht oft vor und es verriet mir dass der Service im »Hotel Zur Alten Oder« auf einer geschulten top-Qualitätsstufe steht, welche in man sonst in Frankfurt leider nicht oft antrifft.
Es tat wohl das zu haben, was sich jeder Gast beim Besuch eines Restaurants wünscht:
Einen super Service.
Fazit
Mir fehlte auf der Karte der Kick. Nichts ist wirklich überraschend. Ein inspiriertes Highlight, eine unverwechselbare Kreation, etwas das sich distanziert vom Frankfurter Mainstream.
Das Restaurant im »Hotel Zur AltenOder« ist aber ein Restaurant mit Seele, behaglich und auch erschwinglich, mit einer soliden bürgerlichen Küche und einem lobenswerten Service.
Michael Dittrich (Mai 2009)