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Gasthaus Kliestow

 
Gasthaus Kliestow
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Adresse

Lebuser Straße 5

15234 Frankfurt (Oder)

Telefon

0335 / 62 281

Öffnungszeiten

Montag

ab 1130 Uhr

Dienstag

ab 1130 Uhr

Mittwoch

ab 1130 Uhr

Donnerstag

ab 1130 Uhr

Freitag

Ruhetag

Samstag

ab 1130 Uhr

Sonntag

ab 1130 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Uriger Landgasthof direkt am Kliestower See mit Badestelle, Spielplatz und Streichelzoo. Kulinarisch kann man sich regelmäßig auf Hausschlachtenes und Wildgerichte freuen. Die Gaststube hat noch etwas DDR-nostalgisches.

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

Henry Ford hat einmal gesagt: »Enten legen ihre Eier in aller Stille, Hühner gackern dabei wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier!«
So ist der Name »(Dorf) Gasthaus« Kliestow« auch Programm als ich mich am Karfreitag zum Abendessen begebe. Denn ich sitze im Gastraum, der das Rustikale scharmant erhalten hat und einfach nur Gasthaus, nicht Gasthof oder gar Restaurant sein will. Kein großes Brimborium also, aber genau das ist es ja:
Versteckt hinter den großen Linden und vom Straßenlärm der Bundesstraße völlig abgeschirmt, liegt das »Gasthaus Kliestow« so idyllisch wie man sich ein Dorfgasthaus eben vorstellt. Schattige Bäume (ich hoffe es waren Linden) außen, gemütliches, einfaches Gasthaus-Interieur innen.
Herrlich für Wanderer, denn es gibt nicht nur die wärmende Gaststube im Winter, sondern im Sommer sind der Biergarten am See, der Streichelzoo und der Grill die Attraktion.
Kein triebhafter Moderniserungswahn, der den Charakter des Hauses zu Nichte macht sondern das ursprüngliche, die Gasthausnostalgie, aufgepeppt lediglich durch einen neuen Kamin, in welchem ein gemütliches Holzfeuer die seelische Wärme im Gastraum noch befördert, erwartet hier den Gast.
Ich kenne das Gasthaus Kliestow noch aus den siebziger Jahren. Die Pendeltüren sind noch da, zu Saal und Küche, die Theke ist umgesetzt. Insgesamt aber ist es so geblieben. Eben ein Dorfgasthaus und wo findet man so etwas noch?
»Wir haben jeden Tag geöffnet. Vom Frühstück für die Pensionsgäste über Mittagstisch bis Abendessen« verrät mir die super - freundliche Bedienung Nancy Koppenhagen, als sie mir die Speisenkarte bringt.
Darin haben Klaus-Dieter Welenga und Tochter Christin, die das Gasthaus gemeinsam führen, die Deutsche Küche festgeschrieben. Ohne Schnörkel, ohne Facetten.
Eine Gasthausküche eben mit allen schönen Gerichten, die man aus der DDR kennt! Erfrischend anders und schön, dass hier nicht herum probiert wird, um etwas zu machen, was dem Charakter des Hauses wiedersprechen würde. Also keine Novelle Cousine im Landgasthaus für viel Geld. Dafür aber Ostdeutsche Küche. Warum? Weil es eben passt!!
Ebenso passend sind die Preise. Durch die Bank weg akzeptabel! Man könnte meinen, so wie es eben auch früher im Osten in der Preisstufe III war (»Trepliner Modell«). – Russ. Soljanka 2 €, Bauernfrühstück 4,80, »Hoppel Poppel« für 5,50 €, Rumpsteak Strindberg, 9 €, »Zigeunersteak« oder »Hamburger Schnitzel« für 6 Euro und das gute alte Rostbrätel mit Zwiebeln gibt es auch für nur 6 Euro.

Ich entscheide mich für eine Kliestower Fischplatte, ohne Vorspeise - weil etwas argwöhnte ich schon und ich tat gut daran…..
(Aber Vorsicht beim Nachahmen! Was sagte Christian Dior, der französische Modepabst der 60`er Jahre: »Essen ist eine höchst ungerechte Sache: Jeder Bissen bleibt höchstens zwei Minuten im Mund, zwei Stunden im Magen, aber Monate an den Hüften«.

Während sich der Chef in der Küche »ins Zeug legt« – verrät mir Nancy, die flotte Bedienung wie zu Himmelfahrt, am 1. Mai alles im großen Biergarten am See abgehen wird. Gegrilltes, Disko und Natur. Ich kann mir das gut vorstellen, war es doch auch schon früher immer eine lohnende Adresse für »Vatertagswanderer«

Optisch macht diese »Kliestower Fischplatte« (Gärtnerin), nicht nur Appetit, sondern auch Hunger - und sie schmeckt wie sie ist - hervorragend!
Schade nur, dass es Seelachs und Krabben waren und nicht der Fisch aus dem Haus-See oder aus dem benachbarten Booßener Fischgewässern, die die Platte zum Ruhm führen könnten!

Dazu passte ein trockener Weißwein aus der kleinen aber nostalgisch - feinen »Gasthausweinkarte«, die alle diese »altmodischen« Weine aus früheren Zeiten bietet: Cotnari, Liebfrauenmilch, Mädchentraube oder einen Baujolais (in der DDR für 18 Mark). Die FLASCHEN(!!)preise im Gasthaus Kliestow, die liegen zwischen erstaunlich günstigen 6(!) und 8(!) Euro. Hier aber Heinz Rühmann`s Hinweis beachten: »Schon manche Gesundheit ist dadurch ruiniert worden, dass man auf die Gesundheit anderer getrunken hat«.
Ein weiterer Blick in die Speisenkarte, verrät mir, dass nicht nur Fischesser, im »Gasthaus Kliestow« auf ihre Kosten kommen.
Spezialität sind eben die Wildgerichte, sozusagen jeder Schuss ist hier ein Treffer:
Vorspeisen wie Wildrahmsuppe mit Wildhackklößchen (3,80 €) oder z.B. Rehgulasch mit Waldpilzen und Apfelrotkohl (9,50 €), Wildschweinbraten (8,00 €), Rehsteaks mit Preißelbeersoße (10,80 €) oder eine Wildschweinroulade für 9,80 €) schaffen Appetit.
Eine Birne Helene (2,50 €), (Wo bekommen Sie die in FF!?), rundet die reichhaltige Wildkarte ab.
Also ich gebe dazu mal ein paar Impulse aus Loriots » Papa Ante Portas«:
«Was ist das?« - Renate: »Birne Helene.« - »Das ist aber ein Apfel…!« - Renate: »Mit Vanillesoße…« - »… Dann ist es keine Birne Helene, sondern ein Apfel Helene.« - Renate: »Das gibt's überhaupt nicht!« - »Ein Apfel ist ein Apfel und eine Birne ist eine Birne…« - Renate: »Laß es stehen, wenn es Dir nicht schmeckt…« - »Es schmeckt mir ja…« - Renate: »Dann iss es doch!« - »Ich esse es ja… aber nicht unter falschem Namen!«

In der Getränkelandschaft bewegt die durchweg flinke Bedienung Getränke wie Frankfurter und Warsteiner Pilsener (0,3 l / 1,30 €, und 0,5 l/ 1,80 €), Neuzeller Schwarzer Abt (1,80/0,5 l) und das übliche Coca- Fanta- Sprite- Angebot und den doppelten Jägermeister für 2 Euro in Richtung Gast.

Fazit

Das »Gasthaus Kliestow« bietet für sehr erschwingliche Preise, eine gute, solide und fast vollständige, schmackhafte, ostdeutsche Küche.
Das Preis - Leistungsverhältnis überzeugt auf Anhieb und die kleine Wanderung nach Kliestow lohnt sich auf jeden Fall - auch für Familien (Streichelzoo und See!)
Ich wünsche mir, dass der Eindruck des Gasthauses, die althergebrachte Nostalgie unter Ausnutzung aller (zum Glück) noch vorhandenen Utensilien und Ressourcen, noch mehr unterstricht, um so eine absolute Unverwechselbarkeit des Gasthaus Kliestow festzuschreiben.
Denn wie sagte Bertolt Brecht: »Erst kommt das Fressen, dann die Moral!«

Michael Dittrich (April 2008)