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Mixdorfer Stübchen

 
Mixdorfer Stübchen
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Adresse

Dorfstraße 15

15299 Mixdorf

Telefon

(033655) 726

Öffnungszeiten

Montag

Ruhetag

Dienstag

11–22 Uhr

Mittwoch

11–22 Uhr

Donnerstag

11–22 Uhr

Freitag

11–22 Uhr

Samstag

11–22 Uhr

Sonntag

11–21 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Landgaststätte

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

Vieles kann der Mensch vertragen.
Auch an Schnitzeln und an Hummer.
Denn ein Abgrund ist der Magen,
und ein Teufel ist der Hunger.
Erinnern Sie sich an die sogenannte Wendezeit? Die Gastronomen wollten es dem Zeitgeist ihrer Westkollegen gleichmachen und unsere Tel-ler veränderten sich. Vom Ost-HOG Teller mit Warendeckungsproblemen hin zu West-Tellern mit Schnitzeln darauf so groß wie Toilettendeckel. Und die waren genau wie diese Riesenportionen für den..A.
Die Portionen haben sich mittlerweile ja angepasst aber der ewige langweilige »Mainstream« in der Speisenkartenlandschaft, der oftmals dann auch noch in ein lukullisches Desaster mündet, hält sich bis heute ja hartnäckig.
Liegt es an den Köchen die »keine Ahnung« haben, die überfordert scheinen oder am Chef der nur die Kosten im Blick hat oder am Publikum das nicht essen geht um einen schönen Abend zu erleben sondern um satt zu werden? Imbissbude statt Essen gehen? Niedrige Ansprüche der Gäste fordern auch keinen Koch heraus. Der Untergang der abendländischen Kultur.
Einen Streiter wider der unsäglichen Langeweile Tellern und in Töpfen ist der Mixdorfer Restaurantchef Christoph Kulla. Sein Motto »klassisch anders« verrät uns schon: Es ist das was wir immer suchen-neue Interpretationen beliebter Gerichte.
Und wer kann Gerichte besser beurteilen als ein Anwalt, der, noch dazu in Mixdorf wohnt und deswegen nimmt Anwalt Peter Winter mit mir und unserem Redakteur Bernhard, im »Mixdorfer Stübchen« Platz.
Alles übersichtlich und klar strukturiert- und die »nur«16 Hauptgerichte verraten: Hier wird professionell und mit frischen Produkten gekocht.
Kulla setzt auf die klassischen Gerichte aber eben im neuen Gewand. Nicht so dass der Bauer, der nicht isst was er nicht kennt, abgeschreckt wird - aber so dass die Ansprüche der im »Wohndorf« lebenden Hausbesitzer zumindest berührt werden.
Kein übliches Hamburger Schnitzelgedöns, ein Senf-Meerrettich-Schnitzel mit warmen Kartoffel Gurkensalat zu 9,30€ steht auf der Karte und verrät ambitionierte Absichten.
Anwalt Winter bestellt dieses Gericht und als Vorspeise wählt er die Möhren-Orangen-Suppe mit Ingwer. Wie sind die Schweinemedaillons? Das will ich wissen! Und ich bestelle mir die Schweinemedaillons mit rotem Linsengemüse, Balsamicoreduktion und Semmelschnitte. Als Vor-speise soll es für mich die Linsen Curry-Suppe mit Rauchfisch sein. Dazu einen der offenen Weißweine, einen Pfälzer Weißburgunder, der aller-dings, um es vorwegzunehmen, absolut nicht zu empfehlen ist.
Bernhard bestellt sich glücklicher Weise eine »Zweigelt« zu seinem Hirschschnitzel mit Walnusspanade und Kroketten, der sein Gericht schön begleitete.
Die freundliche Dame vom Service bringt unsere Vorspeisen. Die Suppen begeisterten uns und stellen die Gäste des »Mixdorfer Stübchen« im Geschmack vor eine schöne Überraschung!
Anwalt Winters Schnitzel schmeckte ihm ebenfalls tadellos und bot keinen Grund zur Klage. In der Variante ohne Ei, mit Senf und Meerrettich war es nicht nur auf der Karte sondern auch auf dem Gaumen eine Abwechslung. Sobanskis Hirsch war wunderbar zart und hätte die Panade mit etwas weniger Öl den Geschmack nicht belastet, wäre es der Hirsch ein Treffer mit 9 Punkten gewesen.
Gern hätte ich ja Kulla beim Zubereiten der Speisen, in seinem »Küchen-Reich«, in die Töpfe geguckt. Leider verwehrte er es uns - aus »Zeit-gründen«. Zum Teil verständlich, denn im Wintergarten feierte ein Team aus 20 Frauen Weihnachten und der Chef stand wohl etwas im Stress. Weswegen meine Schweinelendchen wohl auch etwas über dem perfekten Zeitpunkt gegart waren. Der Teller war schön voll und man merkte: Hier sind die Kompromisse beim »klassisch anders« angesiedelt. Für mich hätte es eine anstatt drei Semmelschnitten auch getan, viel-leicht etwas lockerer von der Konsistenz her, damit sie so eine schöne lukullische Überraschung ergeben wie das tolle rote Linsengemüse.

Fazit

Kleine teilweise sehr ambitionierte Karte, die einiges hergibt. Eine solide handwerkliche Küche, die sicher zukünftig und beim Kartenwechsel noch deutlich mehr bieten kann. Die Weinkarte und das Interieur scheinen dem Kompromiss bei der Durchsetzung des Konzeptes »klassisch anders« deutlicher zugeschrieben zu sein als man es mit der schönen Karte in Zusammenhang bringen kann.
Beides wirkte irgendwie lieblos auf mich. Daher könnten die Weinkarte und die Gaststube des »Stübchens«, für meine Begriffe, ein deutliches Update von »klassisch« in Richtung »anders« vertragen.

Michael Dittrich (Januar 2013)