Urige Speisegaststätte mit schöner Terrasse mit Blick aufs Wasser.
Berlin zieht immer mehr internationale Kochstars an: Der Katalane Paco Pérez hat sein Restaurant »«5 – cinco by Paco Pérez » eröffnet, der Franzose Pierre Gagnaire das Restaurant »Les Solistes by Pierre Gagnaire«. Das bedeutet für mich, wie früher in der DDR, auf nach Berlin! Und wieder ist alles nur in Berlin schick und der Berliner sagt wie damals der Ostberliner: »Wees ick watt et draußen jibt«.
Mit »Draußen« war die ehemalige Ostzone gemeint, nach dem 4 Mächtestatus Berlins formell, von der DDR abgekoppelt aber nicht anerkannt. So war »Draußen« ein indirekter Protest aber auch gleichzeitig Ausdruck der Überheblichkeit der Ostberliner, durch sich durch die bessere Versorgung Berlins immer für die DDR-Päpste hielten. Ein Auto z.B. bekam man in Berlin nach deutlich kürzeren Wartezeiten als im Rest des Arbeiter und Bauern Staates.
Das Kietz im Kiez
Wartezeiten sind auch heute, ohne Arbeiter und Bauern an der Macht, ja leider auch immer ein Thema in unseren Restaurant- und Gaststättenbetrieben. Trotz Konkurrenz schleift es mal beim Service und wenn der halbwegs auf Draht ist, braucht die Küche für ihre frittierten TK -Gerichte oder Konvenienz Darbietungen auf dem Teller eine Ewigkeit.
Einen Streiter wider der unsäglichen Wartezeiten und Langeweile auf Tellern und in Töpfen ist der aus Frankfurt stammende Fürstenberger Koch Henryk Dytfeld, Küchenchef im kleinen Restaurant »Zum Kietz«.
Drückende Hitze liegt über der Landschaft, im Auto arbeitet die Klimaanlage auf Position »Frosten« . Aber durch Füstenberg zu fahren ist ohnehin wieder stimmungshebend. Vom Altstadtkern geht es bergab, zum Kanal, vorbei an Häusern die durch ihre Balkons auf mich den Eindruck eines Seebades machen. Und dann der Kanal. Ein Szenario das man einfach lieben muss. Einige Meter weiter dann der Freisitz des »Zum Kietz« direkt am Kanal der Oder. »Freisitz« ist wohl etwas gewagt ausgedrückt, denn als Bernhard, unser Redakteur und ich, am Donnerstag gegen 19.00 Uhr ankommen ist kein Platz mehr »frei« und die flotten Mädels vom Service schleppen Tabletts mit Fisch und Fleischgerichten samt Getränken um den lukullischen Gelüsten der zahlreichen Gäste gerecht zu werden.
Uns bleibt nur im Restaurant Platz zu nehmen, an einem der wenigen freien Tische, denn vor uns ging es anderen schon ebenso. Waren es draußen gefühlte 40 Grad Hitze, hatten wir sogar Glück, denn im Restaurant schätze ich nur 39 Grad Lufttemperatur. »Na das kann ja was werden« jammern Bernhard und ich.
Kein Tempolimit
Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Chef Frank Redlich bringt uns die Karte nimmt die Bestellung auf. »Forelle ist frisch. Selbstverständlich«. Einen trockenen Weißwein dazu bitte. Redlich empfiehlt mir einen Pfälzer Riesling, der sich später als in der Tat als ein idealer Begleiter zur frischen Forelle und natürlich frischem Spargel herausstellte.
Bernhard ging aufs Ganze und bestellte eine Knoblauchsuppe.
Bier für Bernhard, Selters und Riesling für mich. Schweiß auf der Stirn bei uns beiden.
Die Mädels vom Service rauschen mit ihren Tellern an uns vorbei und bringen einen angenehmen und attraktiven Luftzug ins Geschehen.
Chef Redlich hat am Buffet alles im Griff: Getränke für den Service, Getränke und Speisen für die Gäste im Lokal. Wir beobachten die Szene aber ich will gar nicht wissen wie die Küchencrew die Nummer meistert, in vielleicht 60 Grad Hitze und mehr zu arbeiten. Aber sie tun es! Und wie! Keine 20 Minuten und voila: Unser Essen steht auf dem Tisch.
Alle Erwartungen wurden übertroffen. Die Forelle war auf dem Punkt. Außen knusprig und innen saftig, mit Kräutern gefüllt zubereitet. Der Spargel kam al dente, im King Size Format und tadellos geschält zur Geltung. Die echten, selbstgeschälten Salzkartoffeln und eine ambitionierte Tellergestaltung rundeten mein Gericht ab. Der Riesling bleibt weiterhin erwähnenswert und ich bin glücklich.
Bernhards Knoblauchsuppe kam als echtes Küchenprodukt ebenso wunderbar an. Sie bewies wie meine Forelle: Hier wird frisch gekocht! Aus Tüten kommt hier nur Salz und Mehl!
Fazit
Das »Zum Kiez« in Fürstenberg, sozusagen in der Altstadt von (Stalin-)Eisenhüttenstadt gelegen, muss man besucht haben.
Negativ: Einrichtung der Gaststube erinnert an einen gealterten Biergarten.
Positiv: Im »Kietz« zu essen, das ist die Kilometer von Frankfurt aus zu fahren absolut wert! Der superschnelle Service ohne lange Wartezeiten unterstreicht eine hervorragend mit Frische angebotene gutbürgerliche Küche, die Sie zu einem wirklich akzeptablen Preis genießen können. Die Lage an der Oder, die »Ferienhäuser« mit ihren Balkons, der Fluss…das sind zusätzlich super geschmackvolle Beilagen, die Sie nicht bezahlen müssen.
Michael Dittrich (Juli 2013)